Rezension der Premiere am 25.11.2004:
Das Theaterstück "Der wundersame
Zauberer der Smaragdenstadt" ist eine Kooperation 2er Spielstätten
und -arten: der Uckermärkischen Bühnen Schwedt und des
Puppentheaters PLECIUGA Szczecin. Die Umsetzung war nun der Gestalt,
dass die Eingangs und Endsequenz in Kansas mit Marionetten dargestellt
wurden. Außerdem wurden die Käuer (hier als "Mümmler"
bezeichnet) sowie die Zwinkerer von / mit Puppen gespielt …
was dem Ganzen durchaus ein märchenhaftes Ambiente schuf.
Die
Handlung des Stückes ist dem Nutzer dieser Webseite naturgemäß
bekannt. Anzumerken bleibt, dass die Zuschauer auf eine Flussüberquerung
verzichten mussten, was der Umsetzung in einem Theater aber durchaus
erlaubt sein sollte. Die Mohnfeldsequenz wurde aus dramaturgischen
Gründen innerhalb des Stückes nach hinten verlegt und
von den fliegenden Affen Wolkows bzw. Baums blieb nur noch ein sabbernder
Diener Bastindas übrig. Das ist zwar schade, aber für
alle die, die darüber nicht hinwegsehen wollen, bleibt immer
noch, das Buch zu lesen. Einer Theateradaption steht die eine oder
andere Änderung des klassischen Stoffes zu. Die Initiatoren
von "Der wundersame Zauberer der Smaragdenstadt" haben
es durchaus verstanden, die Geschichte liebevoll und mitreißend
umzusetzen. Das meist sehr junge Publikum (Kinderkarten- und Schulgruppen)
war mitgerissen und zeigte das auch durch zwischenzeitige Beifallsstürme
und "Warnungen" (etwa vor dem Menschenfresser oder dem
tödlichen Mohnblumenfeld).
Die handlungsbegleitenden Erzähler-Texte wurden erst in Deutsch
und danach in Polnisch vorgetragen. Das störte keineswegs &
ist in Anbetracht der logistischen Nähe des Theaters zum Nachbarland
Polen durchaus konsequent. Darüber hinaus ist es zu begrüßen,
dass Kinder (als Hauptzielgruppe des Theaterstückes) ein Verständnis
für andere Kulturen und Sprachen entwickeln lernen. Ich empfand
jedoch die Textpassagen als zu laut, saß aber auch in Nähe
zur Bühne, so dass das als subjektive Meinung in der Gesamtbewertung
des Stückes als "sehr unterhaltsam"
kaum von Bedeutung sein dürfte. |
Den furiosen Beginn des Stückes nahm die Hexe Gingema (Alexandra
Ulrich) ganz für sich ein und schickte einen gewaltigen Sturm
los, die Menschheit zu vernichten. Gingemas Bühne neben der
eigentlichen Hauptbühne Kansas war der Zauberhöhle, wie
Leonid Wladimirski sie gezeichnet hatte, stark nachempfunden, sogar
Kleinigkeiten der Illustration waren im Bühnenbild zu entdecken.
Eine weitere visuelle Anlehnung war dann in den Thronsaal-Szenen
unmittelbar nach der Pause mitzuerleben, als der Zauberer in 4facher
Gestalt (riesiger Kopf, Meerjungfrau, Ungeheuer, Feuerball) die
Freunde auf den Feldzug gegen Bastinda schickte. Dem für die
Ausstattung verantwortlichen Herrn Volker Walther und seinen Mitarbeitern/innen,
sei an dieser Stelle herzlichst gedankt für das fantasievolle
Arrangement.
Allerdings muss ich anmerken, dass ich den Eindruck hatte, das
Stück käme nach der Pause nicht richtig in Gang. Das mag
größtenteils am Handlungsverlauf liegen. Die Pause fand
mit Eintreffen in der Smaragdenstadt statt, die darauf folgenden
Szenen im Thronsaal der Smaragdenstadt waren zwar hervorragend umgesetzt,
sowohl - wie schon bemerkt - von der Ausstattung als auch von den
Leistungen der Darsteller/innen, aber im Buch hat dieser Einschub
die Funktion, die Handlung wieder etwas zu verlangsamen bzw. zu
beruhigen ... das ist im Theater aber unmittelbar nach einer Pause
doch etwas fehl am Platze. Ein ähnlicher schwungvoller Auftakt
wie zu Beginn des Stückes wäre [meinerseits] auch nach
der Pause wünschenswert gewesen. Ich habe allerdings keine
Ahnung, wie man das der Handlung folgend hätte umsetzen können.
Das Handlungskapitel nach der Enttarnung Goodwins wurde stark verkürzt,
um den jungen Zuschauern gerecht zu werden, die nach 2 Stunden die
Schauspieler mit Applaus verabschiedeten.
Bemerkenswert fand ich den Ansatz der Figur Scheuch, dass sie anfangs
viele Worte verwechselt und man so besser mit bekommt, wie Scheuch
ständig dazu lernt. Bei der Darstellung der Figuren hat mir
besonders Alexandra Ulrich als Gingema und Gerd Opitz als Menschenfresser
gefallen. Scheuch, der Eiserne Holzfäller und der Löwe
wurden überzeugend mit Leben gefüllt und auch die schwierige
Figur Elli wurde von Nadine Panjas (die im Sommer noch Dag, der
Knappe von Ritter Runkel war) gemeistert. Schwierig ist die Rolle
der Elli ja vor allem deshalb, weil sie eigentlich ein kleines Mädchen
von unter 10 Jahren ist, aber Abenteuer erlebt und mit einer Altersweisheit
reagiert, die halt mit der Kindheit unvereinbar scheinen.
Dem Theater in Schwedt bleibt zu wünschen, dass das Stück
den ganzen Dezember über gut besucht sein möge von jungen
und älteren Leuten, die sich darauf freuen, mit Elli und ihren
3 Freunden über die gelbe Backsteinstraße zu wandern
und spannende mitreißende Abenteuern zu erleben.
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