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Das verschwundene Nachwort

 

Die ersten Auflagen (Leinenausgaben) des Buches der "Zauberer der Smaragdenstadt" enthielten noch ein Nachwort, das in den Ausgaben ab 1982 dann nicht mehr enthalten war. Der Text variiert bei den verschiedenen Auflagen nur gering (um bspw. Schreibfehler auszumerzen), nachfolgend gebe ich zeichengetreu das Nachwort der 1964er Ausgabe wieder.

Die nebenstehende Zeichnung von Leonid Wladimirski war dem Nachwort vorangestellt.

 

Nachwort


Liebe junge Freunde!

Ihr habt das Märchen vom Zauberer der Smaragdenstadt gelesen und die kleine Elli mit ihren lieben und drolligen Freunden — dem Scheuch, dem Eisernen Holzfäller und dem Feigen Löwen — kennengelernt.

Ihr wart wohl erstaunt darüber, daß Goodwin, der Große und Schreckliche, gar kein Zauberer war. Das Märchen lehrt, daß jede Lüge, jeder Betrug letzten Endes doch ans Licht kommt.

Wozu hatte es Goodwin nötig, sich als Zauberer aufzuspielen, die Menschen zu betrügen und sich so viele Jahre vor ihnen zu verbergen.

Als der Sturm Goodwin mit dem Luftballon in ein unbekanntes Land verschlug, glaubten die Einwohner, die nie zuvor einen Luftschiffer gesehen hatten, daß er ein mächtiger Zauberer sei. Goodwin machte sich dies zunutze, verheimlichte vor den Leuten die Wahrheit und wurde zum Herrscher des Landes. Um nicht entlarvt zu werden, dachte er sich die Kunststücke mit den Masken aus, und bald verbreitete sich die Kunde von seinen „Zaubereien" übers ganze Land.

Auf die erste Lüge folgten Jahre der Verstellung. Es war kein leichtes Leben, das Goodwin führte, wie er später gestand. Mehr als alles andere fürchtete er die echten Zauberinnen, und als er sie bekämpfen wollte, erlitt er eine Niederlage. Der gutmütige, aber willensschwache Goodwin war so verängstigt, daß er das kleine Mädelchen und ihre Gefährten in den Kampf gegen Bastinda schickte.

Als Goodwin sich entlarvt sah, war er nicht betrübt, sondern freute sich sogar darüber. Er hatte das ewige Sichverstellen schon lange satt, wußte aber nicht, wie er sich aus dieser Affäre ziehen sollte.

Ich habe die Erzählung vom Zauberer der Smaragdenstadt nach Motiven eines Märchens des amerikanischen Schriftstellers Lyman Frank Baum (1856—1919) geschrieben, das den Titel „The Wizard of Oz" trägt. Das Wunderland, das sich Baum ausgedacht hat, und die Heimat Goodwins und überhaupt die ganze Welt, in der die Helden der Baumschen Märchen leben und handeln, haben viel mit der kapitalistischen Welt gemeinsam, die dem Schriftsteller gut bekannt war und in der der Reichtum einer Minderheit auf Ausbeutung der Mehrheit und Betrug beruht. Deshalb sah auch Goodwin das einzige Mittel seiner Rettung darin, daß er die Einwohner des Wunderlandes betrug.

Ich habe vieles in Baums Märchen verändert und neue Kapitel geschrieben: über die Begegnung mit dem Menschenfresser, über das Hochwasser. Bei Baum ist Totoschka stumm. Mir aber schien, daß in einem Wunderland, in dem nicht nur die Vögel und Tiere, sondern sogar Männer aus Eisen und Stroh sprechen können, der kluge und treue Totoschka gleichfalls reden müsse, — und ich ließ ihn reden.

Das Buch „The Wizard of Oz" erschien im Jahre 1900. Frank Baum kehrte dann wiederholt zu seinen Lieblingshelden zurück und schrieb noch viele Märchen über das Wunderland Oz und seine Bewohner.

Vielleicht tut es euch, liebe Kinder, ebenso wie mir leid, von den Helden des Märchens für immer Abschied zu nehmen. Deshalb schreibe ich jetzt eine neue Märchenerzählung über andere Abenteuer Ellis und ihrer Freunde im Wunderland.

Der böse und neidische Tischler Urfin Juica bekommt zufällig ein Zaubermittel in die Hand, mit dem er die Macht in der Smaragdenstadt an sich reißt. Der Scheuch und der Eiserne Holzfäller werden gefangengenommen. Davon erfährt Elli, die mit ihrem Oheim Charlie, einem erfahrenen Matrosen, auszieht, um ihre Freunde zu befreien.

Wie Elli in das Wunderland zurückkehrt und wie der grausame Urfin Juice besiegt wird, erfährt ihr beim Lesen des Märchens „Urfin Juice und seine Holzsoldaten".

Damit verabschiede ich mich von euch bis zum nächsten Mal!

Alexander Wolkow

 

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